Fasching wurde in Mindelheim natürlich schon länger gefeiert. Die Geburtsstunde der Mindelonia war noch in weiter Ferne, doch 1925 legte man in Mindelheim den ersten Grundstein. Der "Stadtverband" wurde gegründet. Er besorgte die Durchführung der Frundsberg-Kinderfeste in den drei Jahresturnussen. Der „Durahansl" lachte wiederum jährlich von seinem Stammplatz am Oberen Tor, vom städtischen Bauhof aufgezogen und befestigt.
Zur Erweiterung der Veranstaltungsmöglichkeiten erschloss man die unterhalb der Mindelburg gelegene Wiesenfläche und erhob sie zur „Schwabenwiese". Am Südrand der Wiesenfläche (heute Eislaufplatz) errichtete die Stadt zusammen mit den Mitgliedern des Stadtverbandes eine Halle in Holzkonstruktion für etwa 2.000 bis 2.500 Gäste. Küchen mit Versorgungstrakt und Toiletten komplettierten die Anlage, die passend zur Schwabenwiese die Bezeichnung „Schwabenhalle" erhielt. Es war die erste ihrer Art in ganz Schwaben. Alle größeren Veranstaltungen von 1934 bis 1939 endeten fortan auf dort.
Ein weiteres Ziel des Stadtverbandes war die Forcierung der Mindelheimer Fasnacht. Die Reste der noch vorhandenen Turmverkleidung waren kaum restaurierungsfähig, somit ergab sich eine Neuanfertigung, zugleich aus werbetechnischen Gründen erhielt die Turmaußenseite ein würdiges Gegenstück zum „Hansl" die Amme, im Volksmund auch „Narranantl" genannt. Sie wurde beide zum großen Gaudium der ganzen Bevölkerung zur Fasnacht-Fasching 1936 aufgezogen und vom aktiven Hofstaat gewürdigt.
Die von August 1939 bis 1948 erzwungene Generalpause endete mit der Währungsreform. Nach finanzieller Festigung (1948), zeichnete sich allerorten, so auch in Mindelheim, eine aufsteigende Tendenz ab. Die Bürger förderten Unternehmungen, in die Vereine kam wieder Leben. Der TSV Mindelheim unternahm die erste offizielle Faschingsausrichtung. 1949 stellte Luis Immerz, Autor und Spielleiter, zusammen mit dem TSV den ersten Nachkriegsfasching, den „Frundsbergfasching" auf die Beine.
Heimische Bürger, Geschäftsleute und weitere Interessenten fanden sich zusammen, um in Anlehnung an die ehemaligen Vertretungen, im besonderen dem Standverband, deren Ziele und Aufgaben zu übernehmen. Dem vorbereitenden Ausschuss gehörten unter anderen an: Esch Karl (Kaufmann), Kögler Hans (Bürgermeister i.R.), Krach Hans (Berufsschuldirektor), Maier Carl (Kaufmann), Möst Martin (Redakteur), Nertinger Ludwig (Kaufmann), Reschka Hans (Kreishandwerkerschaft), Sailer Hermann (Gastwirt), Schöner Alois (Hotelier), Spies Karl (Malermeister), Simon Lothar (Direktor Volksbank).
Die Gründungsversammlung erfolgte im September 1949 im Collegsaal. Der Saal bot Platz für etwa 350 Personen, der Ansturm war jedoch so stark, dass nach Einlass von etwa 400 Personen die später kommenden Besucher abgewiesen und vertröstet werden mussten.
Aus der Abstimmung gingen hervor: 1. Vorsitzender Carl Mayer, 2. Vorsitzender Karl Spies, Schriftführer Ernst Dill, Schatzmeister Lothar Simon, Juristischer Berater RA Joseph Münzhuber. Beisitzer Joseph Spies, Hans Kögler, Hans Krach, Hans Karg. Als Vertreter der Stadt wurde Stadtrat Franz Peter berufen. Alle nahmen die Wahl an.
Carl Mayer übernahm die Versammlungsleitung und schlug den Namen „Frundsberg-Stadtverband Mindelheim e.V." vor, dieser wurde auch einstimmig angenommen. Als Aufgabengebiete ergaben sich: Wirtschaftsförderung, Fremdenverkehr, Denkmalspflege und Stadtverschönerung, Veranstaltungen und Kultur.
Die Vorstandschaft des Frundsberg-Stadt-Verbandes stimmte den Wünschen und Vorstellungen zur Gründung einer Abteilung Fasching als Teil des Verbandes zu, womit allgemeines Einverständnis bestand. Exprinz Carl I. (Dr. Carl Gregor) kreierte den Namen Mindelonia deren Mitglieder seien die Mindelonen. Zu den Mitglieder zählen alle Exprinzen und Prinzessinen, Hofmarschälle und zu benennende Ehrenmitglieder. Die Mindelonia wird von einem Präsidenten geführt (Erster Präsident David Lais). Es gibt eine Haus- und Hofordnung (in Verbindung mit den Verbandssatzungen). Die Mindelonia ist nun seit 1952 für die Durchführung des Faschings und für die Erhaltung und den Aufzug der Turmfiguren verantwortlich.
1957 steckte der Frundsberg-Stadtverband in einer schweren Krise. Auf dem Höhepunkt einer heißen Redeschlacht meldete sich der 1. Bürgermeister Franz Krach zu Wort, er erinnerte an seine Ausführungen bei der Gründerversammlung 1949, er sei nach wie vor der Meinung, dass der Stadtverband eine wichtige Funktion im Wirtschaftleben der Stadt vertrete und deshalb nicht aufgelöst werden sollte.
Bürgermeister Krach war der festen Überzeugung eine junge dynamische Kraft würde die bestehenden Schwierigkeiten meistern und so schlug er, das Einverständnis der Mitglieder voraussetzend, Karl Spies zum 1. Vorsitzenden vor, er sei sicher, dass bei einstimmiger Wahl Karl Spies nicht ablehnen würde. Die Abstimmung ergab folgende Vorstandschaft: 1. Vorsitzender Karl Spies, 2. Vorsitzender, Hermann Kopp, Kassierer Josef Landherr, Schriftführer, Theo Knappich, Juristische Beratung RA Joachim Würtenberger, Beisitzer Heinz Hentsch und Günter Quellmalz.
Karl Spies dankte den Wählern und erklärte umgehend mit den Faschingsvorbereitung zu beginnen, die Turmfiguren zu überholen und die Mindelonia zu reaktivieren. Bis auf ein paar Skeptiker machten sich nach Ende der Versammlung die Besucher voll Hoffnung auf den Heimweg.
Noch am selben Abend konnte auf dem Heimweg der erste Erfolg verbucht werden. Wilhelm Ketterl, Inspektor im Brandversicherungsamt Mindelheim, bot sich unaufgefordert für das Amt des Prinzen an.
Die Vorstandschaft des Frundsberg-Stadtverbandes wurde damals laut Haus + Hofordnung zugleich Präsidium der Mindelonia.
1961 musste der vorbereitete Narrenumzug,wegen der Hamburger Flutkatastrophe ausfallen. Damals fielen alle Faschingsumzüge in Süddeutschland wegen des Unglücks in Hambug aus. Nur Dirlewang brachte den Umzug über die Bühne mit der Beteuerung: Der Reingewinn kommt den Hamburger Katastrophenopfer zu Gute, was auch geschah.
1962: Vereinsinterne Querelen und Auseinandersetzungen ließen wieder mal die Spannungen ansteigen und forderten eine außerordentliche Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung. Einige waren mit der jetzigen Namensregelung nicht einverstanden, darüber hinaus fand die Bezeichnung „Stadtverband" immer weniger Sympathie. Die Mitgliederversammlung war des Streitens müde und bildete einen Wahlausschuss, um endgültig eine neue Vorstandschaft, die anerkannt und funktionsfähig ist, zu wählen. Gewählt wurden 1. Vorsitzender Karl Spies, 2. Vorsitzender Heinz Hentsch, Kassierer Theo Knappich und Schriftführer Günther Quellmalz.
Die Vorgeschlagenen wurden mit Stimmenmehrheit gewählt und nahmen die Wahl an. Karl Spies erklärte, nachdem die Mindelonia der aktivste Teil des Stadtverbandes ist und darüber hinaus den größten Teil der Aufgaben und Ziele des Stadtverbandes übernommen hätte, stünde wohl nichts entgegen, das Wort „Frundsberg Stadtverband" im Vereinsregister löschen zu lassen und „Mindelonia" zum Eintrag anzumelden.
Damit wurde die Mindelonia zum Rechtsnachfolger des Frundsberg Stadtverbandes Mindelheim e.V.
1965 kam es, nachdem die Stadt den Platz an der Westernacher Strasse beanspruchte, zu Verhandlungen wegen Verlegung der Fundusremise. Der Vorschlag der Mindelonia war östlich des Eichet-Wäldchens an der Heimenegger Strasse den Auffüllgrund (ehemalige Kies- und Schuttgrube) zu nutzen. Die Stadt stimmte dem Antrag zu.
Mindelonia unter neuer Führung
Auf der Mitgliederversammlung 1971 dankte Karl Spies den Mitgliedern, erklärte jedoch, dass er für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung stehen würde.
Im Mindelheimer Heimatbrief von 1971 ist zu lesen:
Neue Männer übernahmen das Ruder der „Mindelonia", die aus dem gesellschaftlichen Leben Eurer Heimatstadt nicht mehr wegzudenken ist. Zwölf Jahre lang leitete Stadtrat Karl Spies die Geschicke der „Mindelonia". Nun trat er zurück, um- wie er sich ausdrückte „einer jungen Führungsmannschaft Platz zum machen." Nur ungern wurde seinem Wunsche stattgegeben, denn unter seiner Führung hatte die Vereinigung nicht weniger als zehnmal Fasching gefeiert mit Prinzenpaar und Hofstatt, sowie vier Jahresfestwochen und zwei Frundsbergfestwochen ausgerichtet und gestaltet. Im Rahmen der letztjährigen Generalversammlung wurden Michael Haid zum neuen Vorsitzenden und Werner Kienle zum Stellvertreter gewählt.
Der vollständige Text von Karl Spies und alles weitere zum Fasching in unserer Region findet ihr im Buch von Franz Sirch und Max Spies: Fasching und Fasnacht, Geschichte und Gschichtla / ISBN 3-00-012215-X.
Die Identität der FG Mindelonia liegt vor allem auch in den Mindelheimer Turmfiguren begründet, die während der fünften Jahreszeit die Wahrzeichen unserer Stadt sind. Hier lest ihre deren Geschichte und Bedeutung.
Nach einer feucht-fröhlichen Runde betrachteten einige Herren von der Hauptstraße (jetzige Maximilianstraße) aus das Obere Tor. Da überkam einem Turm-Betrachter eine ausgesprochene Narrenvision:"Leid luagat den Dura a! Sieht der it wia a Hanswurschtel aus? Ma sott eahmn glei amaula."
Und so beschlossen die wackeren Turnersleut, an der der Stadt zugewandten Turmseite, in der Nacht von Mittwoch auf den Donnerstag einen überlebensgroßen Hanswurst aufzuziehen. Das war im Jahre 1909 die Geburtsstunde der Turmverkleidung in Mindelheim.
Die Figur des Durahansl verkörpert einen der im Mindelheimer Fasching als Hanswurst verkleideten Stadttürme, das Obere Tor.
Für die Fasnachtsfigur der Amme war die gleichnamige Verkleidung der Außenseite des Oberen Tores aus dem Jahre 1936 die Vorlage. Sie ist die Narrenmutter des Hansls.
Die ColumbineDie Columbine stellt die junge Freundin des Durahansl dar. Die Vorlage für diese Fasnachtsfigur wurde im Jahre 1953 als Gegenstück zum Durahansl an der der Stadt zugewandten Seite des Mauritia Febronia Gymnasiums angebracht . So können die zwei verliebten Narren den ganzen Fasching über miteinander flirten.
Ich proste dem Hansl mit einem Glas Sekt zu. Auch ich fiel vor einigen Jahren dem Sturm zum Opfer und wurde Dank der Spenden zahlreicher Mindelheimer Bürger von der Mindelonia erneuert. Gezeichnet wurde die neue Columbine, wie auch der Hansl, vom Malermeister Hubert Schwank.
Von den Mindelheimern werde ich auch liebevoll „D´ Narramuatr“ genannt Ich bin auf der Rückseite des Oberen Tores zu finden und stärke so dem Durahansl den Rücken. In dieser tollen Stellung überblicke ich den ganzen Mindelheimer Stachus mit Blick nach München. Nach 50 Jahren am Oberen Tor waren auch meine Kleider total aufgebraucht, so dass ich zwei ganze Jahre warten musste, bis ich dann im Jahr 2002 wieder in alter Frische bei meinem Hansl sein konnte.
Seit dem Jahr 1910 bin ich ein Wahrzeichen Mindelheims, vor allem natürlich in der „5. Jahreszeit“, der Fasnacht. Da hänge ich am altehrwürdigen „ Oberen Tor“ zu Mindelheim. Nach einem schweren Sturm wurde ich 1994 total zerstört. Dank der Mindelonia und Malermeister Hubert Schwank konnte ich schon ein Jahr darauf meinen Stammplatz wieder einnehmen. Danke sagen möchte ich vor allem an die Sparkasse Mindelheim, die mir neue Kleider geschenkt hat. Und ganz viel Dank auch an Frau Paula Holl, die ganz viele Leute angesprochen hat, damit auch meine zwei Freunde neu eingekleidet werden konnten.